
Von der Range aufs Grün -
Unser Start auf dem Haghof
Also suchten wir – ausdauernd, ein bisschen verzweifelt, aber fest entschlossen. Ohne ChatGPT hätten wir den entscheidenden Hinweis wohl übersehen, aber irgendwann war er da: der Kurzplatz am Haghof. Nur etwa 30 Minuten von Esslingen entfernt, sieben Löcher, Distanzen bis zu 250 Meter und das Beste daran – für gerade einmal 25 Euro darfst du dort den ganzen Tag spielen. Kein Druck, keine Startzeiten, keine Platzreife erforderlich, einfach ankommen und loslegen. So lange, bis die Hände kalt und die Herzen warm sind.
Schon beim ersten Eindruck war klar: Das hier war eine ganz andere Liga als der kleine öffentliche 5-Loch-Kurzplatz am Eselspfad bei meinen Eltern. Kein improvisiertes Gefühl, keine matschigen Rasenstücke, keine Plastik-Greens – sondern ein echter Platz. Endlich konnte man die Schläger auspacken, die sonst im Bag verstauben, und nicht nur chippen, sondern auch mal mit dem Hybrid angreifen. Wir waren sofort im Spielmodus. Zwei Runden, mehr als vier Stunden draußen und trotzdem hätten wir noch ewig weitermachen können - wäre die Kälte uns nicht bereits unter die Knochen gekrochen.
Zum ersten Mal fühlte sich Golf so an, wie man es sich beim Training immer vorstellt. All die Übungen auf der Range ergaben plötzlich einen Sinn. Du überlegst, welchen Schläger du brauchst, was der Wind mit deinem Ball macht, wie du das Grün am besten triffst. Du denkst nicht mehr nur an die Technik – du spielst. Du lernst Entscheidungen zu treffen, entwickelst ein Gefühl für Entfernungen, für Gelände, für dich selbst.
Klar, nicht jeder Schlag war ein Highlight. Einige Bälle machten sich auf den Weg ins Nirgendwo, andere blieben eher spontan auf der Stelle liegen. Aber das war völlig egal. Es ging um das Gesamterlebnis, ums gemeinsame Lachen, ums Dazulernen und die Freude, endlich das umzusetzen, was man sich mühsam erarbeitet hat.
Was mir besonders im Kopf geblieben ist, war die Atmosphäre auf dem Haghof. Vom ersten Moment an fühlten wir uns wohl und willkommen. Keine schiefen Blicke, keine steifen Regeln, keine elitäre Stimmung. Nur freundliche Menschen, die Lust auf Golf hatten – genau wie wir. Der Platz war nicht überlaufen, aber fordernd genug, um spannend zu bleiben. Und vor allem: weit genug entfernt vom Trubel Stuttgarts, um wirklich abzuschalten.
Schon an diesem ersten Tag war für uns klar: Hier wollen wir bleiben. Hier wollen wir trainieren, nach unserer Platzreife auf den 18-Loch-Platz gehen, besser werden. Und wenn es dabei mal wieder kalt und windig ist – umso besser. Denn wenn sich Golf so gut anfühlt wie dort, ist das Wetter einfach nur Nebensache.
An diesem Tag sprach eigentlich alles gegen einen langen Ausflug auf den Golfplatz: Zehn Grad, ordentlicher Wind, und obwohl die Sonne am Himmel stand, war sie eher Deko als wärmende Begleitung. Und trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – wurde es einer der schönsten Golftage, die wir bisher erlebt haben.
Ein Freund war zu Besuch in Esslingen, und wie so oft packte uns das Golffieber. Diesmal wollten wir nicht einfach nur ein paar Bälle auf der Driving Range schlagen. Wir wollten raus. Richtig spielen. Auf einem Platz mit Abschlag, Taktik, Entscheidungen und echten Herausforderungen.